Der Präsident des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Wolfgang Kusch, macht falsche Aussagen vor dem Landgericht Bonn

 

1. Mit Bezug auf die im VASClimO-Projekt zu bearbeiteten Daten:

In seinem Schreiben an das Landgericht Bonn vom 28.1.2010 schreibt der Präsident des DWD:

Seite 7: „Die Niederschlagsdatensätze von CRU, GHCN und FAO, welche in die Niederschlagsanalysen des WZN eingebunden werden sollten, erwiesen sich als wesentlich problematischer als erwartet.”

Seite 8: „So war auch der für die Bearbeitung der drei globalen Datensätze CRU, FAO und GHCN angefallene Aufwand vorab nicht in vollem Umfang absehbar. Die drei Datensätze waren schließlich wesentlich problematischer als erwartet.”

Seite 9: „Allerdings war die Qualität der drei globalen Datensätze, insbesondere hinsichtlich der Stationskenndaten, vor Projektbeginn nicht bekannt. Sie erwies sich als sehr problematisch, weshalb sich in der Bearbeitung ein gegenüber der ursprünglichen Schätzung deutlich höherer Zeitbedarf ergab.”

Seite 10: „Die drei globalen Datensätze enthielten sehr unterschiedlich formulierte und in vielen Fällen fehlerhafte Stationskenndaten, so dass die Anzahl der zu klärenden Fälle sehr groß war“

Seite 13: „Richtig ist, dass die Aufbereitung der Daten im Vorfeld wegen der erheblichen Fehler in den Stationskenndaten einen relative hohen Aufwand verursachte.”

Wahr ist:

In den ersten 4 Monaten des 5 Jahre umfassenden und mit 2 promovierten Wissenschaftlern besetzten Projekts wurden sowohl die Temperaturdaten als auch die Niederschlagsdaten von GHCN und FAO von den Projektwissenschaftlern mit der Datenbank des WZN eindeutig abgestimmt. Dabei wurde sehr exakt nach den Vorgaben des WZN vorgegangen. Da von den Projektwissenschaftlern gravierende Lücken in der Strategie des WZN erkannt wurden, wurden zusätzlich weitere qualitätssichernde Tests durchgeführt. Über diese Tätigkeiten und die daraus folgenden Ergebnisse wurde allen Projektbeteiligten berichtet. Daraus geht unter anderem hervor, dass die Anzahl der unklaren Fälle, die vom DWD als „sehr groß“ (s.o.) bezeichnet wird, beim FAO Datensatz bezüglich des Niederschlags 22.1% und bei der Temperatur 9.6% der Stationen betraf. Nur diese mussten überhaupt und nicht zwingend manuell bearbeitet werden.

Die Niederschlagsdaten der CRU wurden zum überwiegenden Anteil schon vor Projektbeginn von Udo Schneider in die Datenbank des DWD geladen. Darüber liegt kein Bericht vor, jedoch kann dies von mehreren Personen, nicht zuletzt Udo Schneider, bezeugt werden.

Bei mir erwecken die Aussagen des Präsidenten des DWD den Eindruck, er wolle aussagen, dass im VASClimO Projekt eines statt der vorgesehenen 8 Produkte erstellt wurde, weil der mit der Aufarbeitung der 3 großen Basisdatensätze verbundene Aufwand sehr hoch und zeitkonsumierend war. Wie bereits dargestellt, war dies nicht der Fall. Die wahren Gründe liegen den Entscheidungsträgern seit Jahren vor.

 

2. Mit Bezug auf das Laden in die Datenbank des WZN:

In seinem Schreiben an das Landgericht Bonn vom 28.1.2010 schreibt der Präsident des DWD:

Seite 10: „Den Projektangestellten wurden verschiedene mögliche Vorgehensweisen vorgeschlagen, die Verwendung des Lademoduls und auch das direkte Laden mittels SQL-Scripts unter der Vorraussetzung, dass Stationskenndaten im Vorfeld angeglichen wurden. Beide Projektmitarbeiter haben im Dezember 2001 an einem SQL-Kurs teilgenommen.“

Seite 20: „ Das Lademodul ist nicht fehleranfällig.“ Und „Den Projektmitarbeitern wurde anheim gestellt, mit eigenen Ladeprozeduren die Daten direkt zu laden.“

Wahr ist:

Der Teilprojektleiter, Dr. Bruno Rudolf hat durchweg darauf bestanden, dass die Daten mit dem Lademodul des WZN geladen werden.

Die Projektwissenschaftler mussten Monate warten, bis das Lademodul betriebsfertig war.

Die Projektwissenschaftler haben  sehr rasch festgestellt, dass das Lademodul des WZN

a)     bei weitem nicht die vorher angekündigten Eigenschaften aufwies,

b)     das Laden von Zeitreihen (und nur um diese ging es) nur unter schier unerträglichem Mehraufwand gestattete,

c)      sehr unhandlich und fehleranfällig in der Bedienung war und

d)     nicht sinnvoll von mehreren Benutzern gleichzeitig verwendet werden konnte.

Beide Projektwissenschaftler haben den Teilprojektleiter Dr. Bruno Rudolf über Jahre immer wieder darauf hingewiesen, dass durch das Laden mit dem Lademodul die Qualität der Daten (insbesondere derer, die bereits eindeutig zugeordnet waren) nicht unbedingt verbessert wurde und das Ergebnis daher in keinem sinnvollen Verhältnis zum Aufwand stand. Dr. Bruno Rudolf hat jedoch immer wieder darauf bestanden, dass die Projektwissenschaftler ausschließlich mit dem Lademodul Daten in die Datenbank des WZN laden. Auch der von dem Kollegen Dr. Christoph Beck vorgetragene Fall, dass eine Station bei der alle Kenngrößen exakt mit genau einer Station innerhalb der Datenbank übereinstimmen, das Lademodul aber nur zuließ, die Station entweder fälschlich als neue Station anzulegen, oder einer falschen Datenbankstation zuzuordnen, hat ihn nicht dazu veranlasst, uns zu erlauben, mittels einem SQL-Script (und solche sind im DWD vorhanden) Daten schnell und zuverlässig in die Datenbank zu integrieren. Erst im Frühjahr 2004 (nach 2.5 Projektjahren) und nachdem ich mich geweigert hatte, weiter Daten mit dem Lademodul in die Datenbank zu integrieren, hat er erlaubt auch andere Wege einzuschlagen.

 

3. Mir werden vom DWD Aussagen unterstellt, die ich nicht getroffen habe.

In seinem Schreiben an das Landgericht Bonn vom 28.1.2010 schreibt der Präsident des DWD:

Seite 12: “Die Behauptung trifft nicht zu. Im Hause der Klägerin, wie auch im WZN werden Landeskennungen nach ISO-3166 verwendet“

Wahr ist:

Ich habe dem DWD und dem WZN nicht unterstellt, nicht internationale Standards zu verwenden. Ich habe aber klargestellt, dass sich das WZN zu dem Zeitpunkt, zu dem ich Daten in die Datenbank laden sollte, nicht an den internationalen Standard gehalten hat und mir dies nicht mitgeteilt wurde. Erst beim Versuch, Daten in die Datenbank des WZN zu laden, ist mir das aufgefallen. Dadurch wurde ein nicht unerheblicher aber unnötiger Mehraufwand erzeugt. Ich habe die entsprechenden nicht-standardisierten Ländercodes selbst herausgesucht. Meine Vorschläge diese zu ändern und somit den internationalen Standard zu erfüllen wurden angenommen. Mein Bericht gibt darüber Auskunft.

 

In seinem Schreiben an das Landgericht Bonn vom 28.1.2010 schreibt der Präsident des DWD zudem:

Seite 15: „Er hat die für 30.000 Stationen vorliegenden Langzeitmittelwerte des WZN trotz diesen Wissens nicht genutzt. Auf die Frage nach einer Begründung gab der Beklagte an, den WZN-Daten nicht zu trauen“

Wahr ist:

Ich habe sowohl Dr. Bruno Rudolf als auch Udo Schneider mehrfach um die Langzeitmittelwerte des WZN gebeten. Beide haben mir nicht mitgeteilt, dass diese bereits in die Datenbank integriert sind. Udo Schneider hat auf meine diesbezüglichen Anfragen mehrfach ausweichend geantwortet und darauf hingewiesen, dass man noch nicht eindeutig geklärt habe, wie man Langzeitmittelwerte generieren sollte. Da die Zeit drängte, habe ich die FAO-Langzeitmittel verwendet, obwohl ich wusste, dass diese zum Teil Mittel über sehr kurze und unterschiedliche Zeiträume darstellen. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass das WZN bereits Langzeitmittel in der Datenbank hat, hätte ich dort nach diesen gesucht. Jedoch wäre auch dann nicht sicher gewesen, dass ich die Daten auch tatsächlich aus eigener Kraft gefunden hätte. Ich wurde selbst von Udo Schneider aufgefordert, Temperaturdaten in ein Niederschlagsmessnetz zu laden. Daraus folgt, dass man an Namen von Datensätzen innerhalb des WZN nicht zwangsläufig auf deren Inhalt schließen kann. Im September 2005 habe ich durch Zufall erfahren, dass im WZN bereits Langzeitmittel in die Datenbank integriert waren. Ich habe in der darauf folgenden Referatsbesprechung schriftlich (Email an alle WZN Mitarbeiter mit Anhang) darum gebeten, dass ich darüber informiert werde, wo diese Daten in der Datenbank zu finden sind, damit ich sie verwenden kann. Dieser Bitte wurde nicht nachgekommen. Ich habe niemals geäußert, dass ich den WZN-Daten nicht trauen würde.

 

Weiter schreibt der Präsident des DWD im oben angegebenen Schriftsatz:

Seite 16: „Das von dem Beklagten erzeugte und für sich reklamierte Endprodukt VASClimO-Datensatz ist ein Analyseergebnis, eine Auswertung auf der Grundlage der entwickelten Datenbasis.“

Wahr ist:

Ich habe den VASClimO-Datensatz auf der Grundlage von ca. 5000 Stationszeitreihen gebildet, die im WZN aufbereitet, qualitätskontrolliert, und bereitgestellt wurden. Ich habe den Datensatz in einer persönlichen Initiative mit privaten Mitteln und unter Zuhilfenahme von Daten außerhalb des WZNs (über 28000 ungeprüfte Langzeitmittelwerte) erstellt. Ich habe diesen Datensatz dem WZN zur Verfügung gestellt. Er wurde jedoch von Bruno Rudolf erst als WZN-Produkt akzeptiert, nachdem ich seiner Anweisung, mehrfach räumliche Inhomogenitäten in den Datensatz einzubringen, Folge geleistet habe. Ich habe diesen Datensatz niemals für mich reklamiert. Bruno Rudolf hat mir jedoch mehrfach zugesagt, die volle Verantwortung dafür zu übernehmen, dass ich im Projekt keinen Datensatz erstellen konnte.

 

4. Mit Bezug auf die technischen Möglichkeiten, die ich im WZN hatte

In seinem Schreiben an das Landgericht Bonn vom 28.1.2010 schreibt der Präsident des DWD:

Seite 14: „Zum Projektbeginn standen den Projektmitarbeitern Arbeitsplatz-PC mit Anbindung an den Großrechner des DWD in gleichem Umfang zur Verfügung. Eine einheitliche Ausstattung ist bei einer großen Einrichtung wie dem DWD aus Kosten- und Wartungsgründen notwendig. Die Geräte wurden im Rollout 1999/2000 beschafft und installiert. Zur Entwicklung und Anwendung von Rechenprogrammen standen aber Fortran-Compiler auf den Großrechnern zur Verfügung, ebenso auf einem der beiden Projekt-PC. Auch die Interpolationssoftware des WZN stand zur Berechnung von Rasterdaten auf den Großrechnern zur Verfügung. Zur Visualisierung der Ergebnisse stand die Visualisierungssoftware Surfer zur Verfügung. Die kostenlose Visualisierungssoftware GRADS konnte ebenfalls auf dem Großrechner genutzt werden. Darüber hinaus wurden auf Betreiben des Teilprojektleiters Dr. Bruno Rudolf für die Projektmitarbeiter vom DWD neue, stärkere PC beschafft und Mitte 2002 zur Verfügung gestellt. Auf dieser Basis hätten die Projektaufgaben erfüllt werden können.“

Und auffällig ähnlich:

Seite 18: „Auch der Vortrag des Beklagten zur IT-Ausstattung ist in wesentlichen Punkten unzutreffend. Zum Projektbeginn standen den Projektmitarbeitern Arbeitsplatz-PC mit Anbindung an den Großrechner des DWD in gleichem Umfang zur Verfügung. Eine einheitliche Ausstattung ist bei einer großen Einrichtung wie dem DWD aus Kosten- und Wartungsgründen notwendig. Die Geräte wurden im Rollout 1999/2000 einheitlich für den Wetterdienst beschafft und installiert. Darüber hinaus wurden auf Betreiben des Teilprojektleiters Dr. Bruno Rudolf für die Projektmitarbeiter vom DWD neue, stärkere PC beschafft und Mitte 2002 zur Verfügung gestellt. Zur Entwicklung und Anwendung von Rechenprogrammen standen aber Fortran-Compiler auf den Großrechnern zur Verfügung, ebenso auf einem der beiden Projekt-PC. Auch die Interpolationssoftware des WZN stand zur Berechnung von Rasterdaten auf den Großrechnern zur Verfügung. Zur Visualisierung der Ergebnisse stand die Visualisierungssoftware Surfer zur Verfügung. Die kostenlose Visualisierungssoftware GRADS konnte ebenfalls auf dem Großrechner genutzt werden. Auf dieser Basis hätten die Projektaufgaben erfüllt werden können.“

Seite 16: „Mit gutem Willen hätte die Klimatologie auch mit Fortran auf dem Großrechner gerechnet und mit GrADS visualisiert werden können, wenn auch weniger komfortabel.“

Wahr ist:

Da zu Beginn des Projektes noch keine PC aus dem 1999/2000 Rollout zur Verfügung standen, wurden zunächst ältere PC verwendet (so hatte ich den PC, den vorher Dr. Jörg Rapp verwendet hat). Mitte 2002 waren dann die zu Beginn des Projektes beantragten PC endlich verfügbar.

Sowohl der alte als auch der neue PC hätten völlig dafür ausgereicht, die Projektziele zu erreichen. Jedoch wurde meine Bitte, eine Visualisierungssoftware für Felder (kostenloses R oder GrADS) und irgendeine Programmiersprache (bestenfalls kostenloses Fortran) auf dem Rechner zur Verfügung gestellt zu bekommen oder selbst installieren zu dürfen vom Teilprojektleiter Dr. Bruno Rudolf kategorisch abgelehnt. Damit war mein Arbeitsplatz-PC für Projektarbeit unbrauchbar.

Auf den Großrechnern des DWD wurden mir 100Mb Speicherplatz zugewiesen, was, soweit ich informiert wurde, das Minimum ist, das einem neuen Account zugeordnet wird. Es war völlig undenkbar, damit irgendwelche Arbeiten durchführen zu können. Ich hatte alleine eine 500Mb umfassende Datendatei von der FAO in das Projekt mitgebracht. Deshalb habe ich Dr. Bruno Rudolf mehrfach darum gebeten, mir mehr Speicherplatz zuweisen zu lassen. Nachdem mehrere Bitten erfolglos waren, habe ich selbst bei IT angerufen (bei einem Herrn Stenzel oder Schinzel oder ähnlich), der mir umgehend und sehr freundlich 1Gb Plattenplatz zur Verfügung gestellt hat. Damit konnte ich zwar die Daten zum Laden in die Datenbank umformatieren, nicht aber ein Produkt wie das VASClimO-Produkt erstellen. Dazu habe ich bei Speicherung der Zwischenergebnisse in einem komprimierten Bit-Format bereits 13 Gb benötigt. Auf dem PC war genug Platz zum arbeiten, aber eben nicht die notwendigen Programme. Auf der Großrechenanlage waren die nötigen Programme, aber mir wurde nicht genügend Speicherplatz zugewiesen. 1Gb Speicherplatz hat zu diesem Zeitpunkt bei Saturn Hansa 50 Cent gekostet. Das Teilprojekt hat über €500.000 gekostet. Mein Kollege Dr. Christoph Beck hatte (auch über den kurzen Dienstweg) 500Mb Speicherplatz erhalten und es daher vorgezogen auf DWD-fremden Rechnern zu arbeiten. In einem benachbarten Referat der gleichen Abteilung durften Projektangestellte zur gleichen Zeit sogar Linux installieren und hatten selbstverständlich ausreichend Speicherplatz zur Verfügung.

Implizit unterstellt mir die Aussage auf Seite 16, dass ich nicht genug „guten Willen“ aufgebracht habe. Ich weise das entschieden zurück. Nur zu gerne hätte ich mit Fortran auf dem Großrechner gerechnet, so wie ich es vor meiner Tätigkeit und nach meiner Tätigkeit im WZN zu tun pflegte.

 

Jürgen Grieser, März 2010.